Peter Piock
Beides macht Lärm und ist überflüssig, und Mancher wird sich fragen: Wo liegt da der Unterschied? – um dann verständnisvoll zu lächeln oder gar selbst mitzutun, wenn Fußballbegeisterte stundenlang hupend durch die Straßen fahren. Dabei wird bereitwillig übersehen, dass Letzteres kulturlos ist und dabei auch Gesetze übertreten werden.
Böllern und Salvenschießen haben zwar eine gemeinsame Wurzel, nämlich zu „lärmen“ (urspr. kundtun, bekannt machen), und doch liegen beiden verschiedene Ursachen zugrunde.
Das Abschießen einer Gewehrsalve hatte immer schon mit Ehrerbietung und Ernsthaftigkeit zu tun. Man grüßte damit das Allerheiligste, die Regierenden oder ehrte einen verstorbenen Kameraden.
An dieser Stelle zitiere ich S. E. Bischof Dr. Reinold Stecher: „ . . . war mir immer bewusst, dass von den präsentierten Gewehren (der Schützen) keinerlei Gefahr ausgeht, dass die zur Schau gestellte Disziplin keine Schlachtenreihe bildet, und dass die Ehrensalven keinen Bezug zu dem mörderischen Trommelfeuer des Krieges haben, durch das ich einmal gehen musste. . .“
Früher, als nur eine hl. Messe pro Tag gelesen wurde, läutete man viermal: zum Messebeginn, zum Evangelium, bei der Wandlung und beim Segen. Dies um allen, die nicht in die Kirche kommen konnten, das Mitfeiern zu ermöglichen. Bei Feldmessen wurde das Läuten der Glocken durch eine Gewehrsalve ersetzt.
Heutzutage ist die Anzahl der Salven auf die eine nach dem Evangelium reduziert worden, aber immer noch liegen der tiefe Ernst und die Ehrfurcht vor dem Wort Gottes darüber. Selbst S. E. Bischof Wilhelm Egger sagte im Jahr 2002 anlässlich der Feldmesse zur Schützenwallfahrt in Absam: „Es muss schon etwas Besonderes sein, wenn das Wort Gottes so kräftig angekündigt wird.“
Das Böllern hingegen war immer mit Freude und Festlichkeit verbunden. Hochzeiten, Fest- und Freischießen wurden damit kundgetan, ebenso das Eintreffen hoher Persönlichkeiten, Geburten, Geburtstage und Jubiläen. Auch bei hohen kirchlichen Feiertagen ist es seit Jahrhunderten Brauch, sie mit Böllerschüssen anzukündigen.
Die Gewehrsalve zur Ehrerbietung, die Böllerschüsse zur Verkündigung von Freude und Fest sind Jahrhunderte altes Brauchtum in Tirol. Es soll und darf nicht aus falsch verstandener Modernität oder gar wegen Verschwörungstheorien übereifriger Friedensideologen aufgegeben werden. Beide sind ein Teil dessen, was Heimat schafft und bedeutet.
Danke für die interessante Ausführung, passt super da wir nach über 50 Jahren endlich wieder Böllern dürfen.