Erster Weltkrieg

Gedenken und Ausstellung: Walten und Passeier im Ersten Weltkrieg

 


Dr. Eva Klotz

Am Gefallenendenkmal am Kirchplatz erinnerten Angehörige der Opfer an die Todesumstände. Eine Formation des Bataillon Passeier feuerte eine Ehrensalve ab und die MK Walten spielte u.a. den  Kaiserjäger- und den Standschützenmarsch.
Am Gefallenendenkmal am Kirchplatz erinnerten Angehörige der Opfer an die Todesumstände. Eine Formation des Bataillon Passeier feuerte eine Ehrensalve ab und die MK Walten spielte u.a. den Kaiserjäger- und den Standschützenmarsch.

WALTEN i.P. „Diesen Tag habe ich bewusst gewählt“, so die Einführung in die Ausstellung und zum ungewöhnlichen Gedenken in Walten am 16. Mai durch Ehrenhauptmann Wolfram Klotz.
Auf den Tag genau vor 100 Jahren nämlich, drei Tage nach der Segnung ihrer Fahne beim Sandhof, waren die Passeirer Standschützen an die bedrohte Heimatfront ausgerückt. Insbesondere galt ihr Einsatz dem Ausbau der Stellungen am Valparola- Pass und der Sicherung der Nachschubwege zum Col di Lana.
Die Schilderung und Darstellung der leidvollen Geschichte sowie das Gedenken an die Gefallenen waren so lebendig gestaltet, dass man den Eindruck hatte, die Waltner der damaligen Zeit seien mitten ins Dorfleben gerückt.
Das Anrufsignal des Kaiserjäger-Regiments erklingt durch den Trompeter der Musikkapelle, dann wird von einem Angehörigen der erste Gefallene aufgerufen: Georg Oberprantacher, ältester Pirchersohn. Er war beim 3. Regiment der Tiroler Kaiserjäger, ist schon im Oktober 1914 am Fluß San in Galizien im Alter von 26 Jahren gefallen. Sein Bruder Anton war schwer verwundet worden.
Der Angehörige legt eine gelbe Rose unter die Tafel im Kriegerdenkmal.
Wieder Anrufsignal, der zweite Gefallene, Johann Klotz, Schmiedsohn, wird von einem Angehörigen aufgerufen. Dann Vigil Pixner, Lehnersohn, Johann Haller, Kehlersohn, Nikolaus Haller, Auersohn, Johann Heel, Peterer, Andrä Lanthaler, Schwarz- Ander und Vigil Graßl, Penser. Dann der 1914 in Galizien vermisste Franz Lanthaler, Schwarz- Franz. Sie wurden ins lebendige Bewusstsein geholt. Nicht nur den Angehörigen, sondern allen Anwesenden ging diese würdevolle Erinnerung, musikalisch umrahmt durch Standschützen- und Kaiserschützen- Marsch, unter die Haut.

Wolfram Klotz (4.v.li.) konnte sich mit seinen Mithelfern über die erfolgreiche Ausstellungseröffnung freuen: Von li.: Obmann des MuseumPasseier Albin Pixner, die Historiker  Manfred Schwarz (2.), Kathrin Klotz (5.) und Werner Graf (6.) sowie Ortschronistin Bernadette Pfeifer (3.v.li.). Bürgermeister der Gemeinde St. Leonhard Konrad Pfitscher.
Wolfram Klotz (4.v.li.) konnte sich mit seinen Mithelfern über die erfolgreiche Ausstellungseröffnung freuen: Von li.: Obmann des MuseumPasseier Albin Pixner, die Historiker Manfred Schwarz (2.), Kathrin Klotz (5.) und Werner Graf (6.) sowie Ortschronistin Bernadette Pfeifer (3.v.li.). Bürgermeister der Gemeinde St. Leonhard Konrad Pfitscher.

Daran anschließend die nicht weniger unübliche Ausstellung im Vereinssaal: weniger Kriegsrelikte, Walten und Passeier waren nicht Frontgebiet, dafür persönliche Leihgaben der Waltner. Erstaunlich viel war dabei zu Tage gekommen und bleibt der Nachwelt damit erhalten. Dazu noch Bilder und Berichte aus Dorf und Tal: die Geschichte von den drei jungen beherzten Frauen, welche die zwecks Einschmelzung bereits abgenommenen und auf einem Wagen verladenen Waltner Kirchenglocken heimlich wegführten und versteckten. Das Leid, die Entbehrungen, das karge Brot. Die Besucher konnten von dem nach einem Rezept von 1917 gebackenen Brot kosten: die Mischung aus gemahlenen Maiskolben, Roggen und Weizenmehl mit 40 und mehr Prozent Baumrinden- und Sägemehl gestreckt! Mehr als ein winziges Stück davon hat an besagtem 16. Mai 2015 wohl keiner geschluckt. Eine lebendige Erinnerung an damals, veranstaltet vor allem für die Jugend, damit sie einen Einblick in jene Zeit und Schicksale erhält: „Die Jungen sollen wissen, wo ihre Wurzeln sind, sie sollen gern in Walten sein und bleiben“, so Wolfram Klotz an die mit großer Spannung Zuhörenden.
Die Not in den letzten Kriegsmonaten war erschreckend. Nicht nur die Soldaten (durchschnittliches Gewicht 55 kg) litten unter unsäglichem Hunger, auch die Zivilbevölkerung. Man war von einem kurzen Krieg ausgegangen und hatte keinerlei Vorkehrungen getroffen. Das Volk stöhnte unter den Militärabgaben, die Hauptlast hatten die Frauen zu tragen. Das Kriegsende war fürchterlich, es wurde geplündert, zu Tausenden zogen hungernde Soldaten durch Städte und Dörfer. Die Aufrechterhaltung der Ordnung war nicht mehr möglich, es waren nicht mehr Soldaten, es war eine wilde Horde!

„Drei Jahre dauerte der Kampf um Tirol Es war ein blutiges Ringen in Fels und Eis, ein erbarmungsloser Stellungskrieg im Hochgebirge, wo es nicht nur den Feind, sondern auch die Natur zu bekämpfen galt. Teilweise waren durch Lawinen und Krankheiten mehr Tote zu beklagen als durch militärische Aktionen. Aber trotz aller Anstrengungen war es Italien bis zum allerletzten Kriegstag nirgendwo gelungen, auf Tiroler Boden vorzudringen! Nicht bei den Soldaten lag die Schuld am unglücklichen Ausgang des 1. Weltkriegs. Österreich hat keine Schlacht verloren, aber den Sieg verspielt! Was keiner wahrhaben wollte, trat ein: Tirol wurde zerrissen, Deutsch- Südtirol kam zu Italien!“

Das die eindrucksvollen abschließenden Worte von Wolfram Klotz, dessen herausragende, umsichtige Arbeit von den Passeirer Historikern Werner Graf, Albin Pixner und Manfred Schwarz wissenschaftlich begleitet und von der Geistlichkeit, beherzten Helfern wie Katrin Klotz, Bernadette Pfeifer sowie Mitgliedern der Schützenkompanie „Major Georg Klotz“ und der Waltner Musikkapelle in herzhafter Weise mitgestaltet worden war.

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