INTERVIEW mit Liedermacher Dominik Plangger
Der Südtiroler Liedermacher Dominik Plangger (35) macht seit seiner frühesten Jugend Musik und zählt unter anderem Bob Dylan, Townes Van Zandt und Arlo Guthrie, aber auch Liedermacher wie Konstantin Wecker, Hannes Wader und Reinhard Mey zu seinen Einflüssen.
Er singt mit Vorliebe in deutscher Sprache und im Südtiroler Dialekt, aber auch auf Englisch und Italienisch. In seinen Liedern engagiert er unter anderem gegen Rassismus, Faschismus, emotionale Kälte und Diskriminierung. Zugleich ist er ein Poet und Sänger, der sein Publikum sehr zu bewegen und zu… Weiterlesen
„BG Online“: Sie singen viel über ihre Heimat zB. in „Es rührt sich was in mir..“, „Der Hennengeier“, „Heimatland“ um nur einige der Lieder zu nennen. Man spürt, dass Ihnen „Heimat“ wichtig ist, aber mit Vielem auch nicht einverstanden sind – erzählen Sie bitte mehr darüber.
Den politischen Begriff Heimat gibt es für mich nicht. Die Heimat ist zum einen da, wo man aufgewachsen ist, zum anderen da, wo man sich wohlfühlt, das hängt für mich nicht unbedingt mit einem Ort zusammen. Die Berge haben mich geprägt, weil ich in den Bergen aufgewachsen bin, und der Anblick von Bergen ruft in mir immer ein wohliges Gefühl hervor, das müssen aber nicht die Alpen sein, auch in den Rocky Mountains in Kanada hatte ich dieses vertraute Gefühl! Ich kann generell mit Patriotismus nichts anfangen, stolz auf ein Land zu sein kann ich nicht nachvollziehen. Man kann stolz sein, etwas erreicht zu haben, doch auf seine Herkunft? Die drei Zinnen oder den Ortler haben wir Südtiroler wohl kaum selber aufgestellt!
„BG“: Es hat Sie in die Welt hinausgezogen um über den Tellerrand zu blicken, das war sicher nicht immer leicht, hatten sie auch Heimweh?
Schon als ich ein Kind war sagte meine Mutter: „Der Bua hot koan Hoamwea!“ So ist es bis heute geblieben.
„BG“: Sie hatten dabei die Möglichkeit, viele Menschen kennenzulernen. Gibt es eine Begegnung die sie besonders geprägt hat?
Dominik Plangger: Ich habe viele ganz besondere Menschen kennen gelernt, in Südtirol und anderswo. Jede Begegnung mit Menschen prägt einen auf gewisse Weise!
„BG“: Das Lied „Es ist an der Zeit..“ ist sehr emotional und geht unter die Haut. Ein solches Friedenslied ist immer aktuell. Sie sagen, man könne sein Land lieben ohne dafür in den Krieg zu ziehen…
Aus Liebe in den Krieg ziehen? Das ist wohl einer der größten Widersprüche! Ich habe Angst vor Gewalt, große Angst, das macht mich wohl zu einem Pazifisten! Ich versuche jeden Tag, ohne Vorurteile durchs Leben zu gehen, daran muss man arbeiten, das fällt nicht immer leicht. Auch ich ertappe mich immer wieder dabei, das ist wohl eine Unart des Menschen. Nicht zu bequem zu werden im Denken, und zu selbstzufrieden, sich selbst und seine Meinung immer wieder hinterfragen, das hilft, nicht auf Propaganda und alte Klischees hereinzufallen.
„BG“: Dominik, wie würden Sie sich beschreiben? Welche Eigenschaften treffen auf Sie zu?
Ich nehme meine Arbeit sehr ernst! Bin humorvoll, selbstkritisch, gesellig und ein Genussmensch!
„BG“: Als Straßenmusiker hat man die Möglichkeit am Puls der Zeit zu sein und die Menschen in ihrem Alltag zu beobachten. Sie singen in einem Lied, dass Sie selbst sich einfach in den Tag stürzen. Sehen Sie, dass sich die Leute hetzen lassen und den Tag nicht genießen?
Ich denke schon. Die meiste Zeit verbringt ein Mensch an seinem Arbeitsplatz, es bleibt nicht wirklich Zeit für Familie oder Hobbies, sogar am Stammtisch lässt man den Arbeitstag Revue passieren! Es kling naiv, aber wir haben nur dieses eine Leben, das ist sicher! Auch wenn mal was nicht so läuft, wie man gern möchte, man sollte wenigstens versuchen, an seinen Träumen festzuhalten. Ich möchte nicht erst am Sterbebett erkennen, was ich alles hätte tun können!
„BG“: Im Sommer zieht es sie auf die Alm, was gefällt ihnen daran?
An der Alm gefällt mir, dass ich in den Bergen bin, hoch oben über‘m Tal, und das einfache Leben. Man lernt viele Bauern kennen, die ihre Landwirtschaft nicht ausschließlich aus Profitgier führen, da gibt es einige, denen jedes einzelne Stück Vieh noch was wert ist, die es aus Liebe zu diesem bäuerlichen Leben tun, ich ziehe den Hut vor diesen Menschen, die jeden Tag im Jahr neben ihrer Arbeit noch eine Landwirtschaft betreiben. Ich finde es tragisch, dass viele Viehbauern nicht mehr von ihrer Landwirtschaft leben können, das ist eine fatale Entwicklung!
„BG“: Vielen Dank für das Gespräch!
Im Herbst 2015 ist Dominik Plangger auf Südtirol-Tour:
08.10.2015 – Sterzing , Stadttheater
10.10.2015 – Brixen , Forum
11.10.2015 – Innichen, Josef Resch Haus
16.10.2015 – Bruneck, Jugend- und Kulturzentrum UFO
22.10.2015 – Kaltern, Vereinshaus
23.10.2015 – Meran, Stadttheater
24.10.2015 – Bozen, Stadttheater Gries
29.10.2015 – Latsch, CulturForum
30.10.2015 – Laas, Josefshaus
Weitere Informationen auf: www.dominikplangger.com