NIEDERLANA Hundert Jahre nach Ausbruch des Krieges an der Südwestfront (Mai 1915) gedachte man vor dem Kriegerdenkmal an der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Niederlana der 86 gefallenen und vermissten Mitbürger aus Ober-, Mitter-, Niederlana, Ackpfeif und Pawigl. Die aus diesem Anlass durchgeführte Restaurierung des Denkmals von Rudolf Stolz und der Vorhalle der Pfarrkirche sollten ein Beitrag zum Weltkriegs-Gedenkjahr sein.
Die Schützenkompanie Franz Höfler, der Heimatschutzverein Lana, die Ortsgruppe des Südtiroler Kriegsopfer- und Frontkämpferverbandes, die Kameradschaft vom Edelweiß und Alexander Schwabl vom Kleinen Museum hatten zusammen die Initiative zur Restaurierung und zur Feier ergriffen. Die von den Firmen Höllrigl aus Lana und Hubert Mayr aus Percha ausgeführten Restaurierungen kamen Dank des Beitrages der Marktgemeinde Lana, der beteiligten Vereine und der zahlreichen privaten Spender zustande.
Nach Ankunft der Fronleichnamsprozession fand die von den ob genannten Vereinen und Abordnungen sowie der Bürgerkapelle Lana gestaltete bzw. umrahmte Feier vor dem mit Efeugirlanden geschmückten Denkmal statt. In der Gedenkrede betonte der Lananer Bürgermeister Dr. Harald Stauder die Dimensionen des Krieges und dessen Folgen: „Wir wollen heute innehalten und uns bewusst machen, dass jeder einzelne Name auf diesen Tafeln uns eine Mahnung sei für Friede, Toleranz und Offenheit“. Er hoffe darauf, „dass es eines Tages möglich werde, dass es in dieser Welt keinen Krieg mehr gibt, und dass der Humanismus über die Gewalt siege.“ Simon Terzer, Vizeobmann des Heimatschutzvereins, dankte den ausführenden Firmen, den Spendern und den Mitwirkenden und ging auf die bewegte Geschichte des Denkmals ein. Der Gemeindeausschuss in Lana hatte einen Denkmalfonds geschaffen und 1920 den Maler Rudolf Stolz aus Bozen mit den Arbeiten beauftragt. Er schuf nicht nur das monumentale Wandfresko, sondern entwarf die Marmortafeln mit den Inschriften, die Wandleuchter und den hölzernen Dankesschild der Kriegsheimkehrer links vom Haupteingang. Die Ausmalung der Vorhalle und die Fassung der Gewölberippen gehen gleichfalls auf ihn zurück.
Als das Werk fertig war, sollte es zu einem der umstrittensten Kriegerdenkmäler Südtirols werden. Die Einweihung fand ob der Anfeindungen der Darstellung erst 1921 statt.
In eine stilisierte, hügelige Landschaft mit Bergen im Hintergrund hatte Stolz die Grausamkeit des Krieges ohne Heroisierungen gemalt. Die Toten liegen wie verweht und verwelkt in der Landschaft, darüber erhebt sich Christus am Kreuz. In der Tagespresse wurde das Fresko als unkirchlich und unreligiös verurteilt. Vor allem die Darstellung des Gekreuzigten war vielen fremd.
Andere Stimmen hingegen priesen es als großes Kunstwerk von erschütternder Wirkung. Nur die Intervention des Kunsthistorikers Probst Dr. Josef Weingartner schützte es vor einer Übermalung. Er versuchte zu überzeugen und mahnte gleichzeitig: „Der Gedanke des Gemäldes ist klar: ein sterbender Erlöser, voll Schmerz über die Greuel des Krieges und zugleich als sühnendes Opfer all des Hasses, all der Grausamkeit, all der tierischen Wut, mit denen sich die Menschheit im Kriege gegenseitig zerfleischte.“
Dekan P. Peter Unterhofer OT nahm anschließend die Segnung des Denkmals vor und gedachte der Gefallenen und aller Kriegstoten. Die Ehrung der Gefallenen begann mit der von der Schützenkompanie Franz Höfler unter Hauptmann Andreas Pixner durchgeführten Ehrensalve. Zur Kranzniederlegung durch die Kompanie, die Ortsgruppe des Südtiroler Kriegsopfer- und Frontkämpferverbandes und die Kameradschaft vom Edelweiß spielte eine Bläsergruppe der Bürgerkapelle Lana das Lied vom „Guten Kameraden“. Den Abschluss der Gedenkfeier bildete die Landeshymne.
Simon Terzer