…bis zum Herz-Jesu-Bund
Schon im Mittelalter richtete sich die Aufmerksamkeit der gläubigen Bevölkerung auf die Seitenwunde des gekreuzigten Christus.
Begnadete Ordensleute schrieben ihr eine besondere Bedeutung zu, und in ihren Predigten regten sie das Volk zur Verehrung der Seitenwunde Christi an.
Der hl. Bernhard v. Clairvaux (1091 – 1153), der große Prediger und Mystiker, war der erste, der auf das Herz Jesu nicht nur im übertragenen, sondern im leiblichen Sinn sprach. Diese Vorstellung fand bei den Menschen viel Anklang, und die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu war bald weit verbreitet.

Durch die überdimensionale Seitenwunde des „Grabliegers“ entwickelte sich der Brauch, persönlich formulierte Gebetstexte hineinzulegen. Entsprechende Pergamentstreifen wurden in der Wunde gefunden.

In der Barockzeit tauchten die ersten Bilder auf, die Christus mit sichtbarem, auf der Brust getragenem Herzen darstellten. Das älteste stammt aus dem Jahr 1742 und befindet sich im Wiener Stefansdom.

Neuen Auftrieb erhielt die Herz-Jesu-Verehrung durch die Visionen der Klosterfrau Margaretha Maria Alacoque, die in Burgund lebte: Jesus erschien ihr und deutete auf sein Herz. Er trug ihr damit auf, sich für ein Herz-Jesu-Fest einzusetzen. Das Fest war in Mitteleuropa bald weit verbreitet, Papst Clemens VIII. erkannte es offiziell an, und Papst Pius IX. führte es als verpflichtend ein.
Die Herz-Jesu-Verehrung war im Volk so tief verwurzelt, dass sogar dessen Arbeits- und Lebenswelt davon durchdrungen war. Auf Möbeln, Arbeitsgeräten in Stall, Stadel und Haus wurden Darstellungen angebracht, um sich des Segens durch das Herz Jesu allezeit sicher zu sein.






Tirol im Jahr 1796: Schon im Frühjahr gab es immer wieder Gerüchte über die Eroberungswut Napoleons und damit verbundene Kriegsgefahr von Süden her. Im Mai wurden diese Gerüchte zu gesicherten Nachrichten. Der Landtag wurde einberufen, um die Verteidigung zu planen und zu organisieren. Die Sorge war wohl groß, denn im Zuge dieser Versammlung schlug Abt Sebastian Stöckl von Stams vor, neben rein militärischen Maßnahmen auch eine geistig-religiöse zu treffen. Auf Grund der im Volk tief verwurzelten Herz-Jesu-Verehrung sollte sich das Land Tirol unter den besonderen Schutz des göttlichen Herzens Jesu stellen.
Am 1. Juni war es soweit: Anlässlich einer weiteren Versammlung des Landtages in Bozen wurde das Herz-Jesu-Treuegelöbnis beschlossen und im Protokoll festgehalten. Dieses befindet sich im Tiroler Landesarchiv in Innsbruck.
