Am St. Georgstag weihte Altpfarrer P. Oswald Vienna (OT), gemeinsam mit dem Schützenzug Völlan und zahlreichen weiteren Anwesenden, den restaurierten „Aichholzer-Roemen-Bildstock“ in Völlan ein.
Ein Kleinod als Kulturdenkmal, das Zeugnis für die Volksfrömmigkeit abgibt, konnte am 23. April 2016 durch Altpfarrer P. Oswald Vienna und im Beisein von über ein Dutzend Schützen sowie zahlreichen Völlanern, feierlich eingeweiht werden.
Dieser Bildstock, so P. Oswald, bilde eine Besonderheit für Völlan, da durch seinen First eine Grundstücksgrenze verläuft, welche die Güter des Aichholzerhofes von jenen des „Roemen“ trennt. Wohl zum Gelöbnis wurde er im 18. Jahrhundert von beiden Eigentümern errichtet und im Verlaufe der Jahre öfters erneuert. Selbst das Bildnis, das die kleine Kapelle ziert und die hl. Sippe darstellt, stehe für die Gemeinschaft und die gute Nachbarschaft sowie für die hervorragende Zusammenarbeit, meinte er weiter.
In einer Zeit, in der sich vieles rasch ändert, in der alles schneller, grenzenloser, ortloser wirkt, entsteht Bedürfnis nach Zugehörigkeit und dies wiederum ist Ausdruck von Identität und Authentizität, die sich selbst im geschichtlichen Teil des Bildstockes manifestieren. Im Barockstil erbaut, wurde er sehr bald mit einer Holztafel samt Ölgemälde geschmückt, auf welchem die Hl. Sippe, also die Eltern Marias, Hl. Anna und Hl. Joachim, die Hl. Familie, in Gestalt der Hl. Maria, des Hl. Josef und des Jesuknaben, darüber der Hl. Geist, in Form einer Taube sowie Gottvater, der über die Großfamilie wacht. Bei der letzthin durchgeführten Restaurierung wurde eine alte Schrift, die sich am unteren Bildrand befindet, freigelegt: „Jakob Miller 1796 Joseph Gruber“. Die Namen entsprechen den Eigentümern des Aichholzer- und Roemenhofes jener Zeit und die Jahrzahl könnte mit den Franzosenkämpfen in Verbindung gebracht werden. Es ist nämlich überliefert, dass sowohl im Juni 1796 am Monte Baldo die Schützenkompanie Lana mit Ulten und Tisens, unter Hauptmann Josef Rutter, als auch im darauffolgenden September am Tonale-Pass, weitere 124 Mann der Schützenkompanie Lana, unter Hauptmann Josef v. Call, erfolgreich gekämpft haben. Möglich ist, dass beide Hofbesitzer aus Dankbarkeit und zum Gelöbnis die kleine Kapelle errichten ließen.
Ein erstes schriftliches Zeugnis dieses Kleindenkmals liefert die Beschreibung Oswalds Menghin anfangs des 20. Jahrhunderts. Die Namen Josef Unterholzner und Michael Gruber sowie die Jahrzahl 1882, IHS, INRI und Silovasio waren seinerzeit gut ersichtlich, wobei er letzteren Namen als jenen eines welschen Restaurators annahm. Er wies zudem darauf hin, dass an dieser Stelle eine ältere Schrift durchgeschienen habe. Das Gewölbe zierte ein Sternenhimmel, in dessen Mitte der Hl. Geist in Form einer Taube dargestellt war. An den Wänden waren die Leidenssymbole Christi wie Kreuz, Dornenkrone und Nägel aufgemalt. Am Mauerbogen stand mit rötlicher Farbe „Gelobt sei Jesus Christus 1882“ geschrieben, darüber war das Auge Gottes dargestellt.
Vergleicht man die Jahreszahlen, welche auf Kleindenkmälern in Völlan und Umgebung angebracht sind, entdeckt man des Öfteren „1882“, so beispielsweise beim Hauskreuz des Plattnerhofes in Außerplatt. Sucht man nun nach besonderen Ereignissen, die diesem Jahr zuzuordnen sind, so sind sicherlich die vielen Unwetter zu nennen, die mit Regen, Hagel und den damit verbundenen Überschwemmungen das Burggrafenamt heimgesucht haben. Eine Verschonung davor könnte ein Indiz für ein Gelöbnis und für eine durchgeführte Restaurierung sein.
In den 1930er Jahren, als sowohl der Aichholzer- als auch der Roemenbauer innerhalb weniger Jahre verstarben, nahmen sich deren Witwen der Erhaltung des Bildstockes an und beauftragten den vulgo „Wandler Hans“ mit der Bemalung. 1981 haben sich die nunmehrigen Eigentümer Franz Frei und Robert Karnutsch, wobei sie Karl Frei, Maurhäusl, beratend unterstützte, dazu enschlossen, die Kapelle, die sich wiederum im desolaten Zustand befand, zu erneuern. Bei den Mauerarbeiten legten sie selbst Hand an, während die Fassadenmalerei durch Herrn Giessner gestaltet wurde.
Links: Bildstock saniert 05.2016, rechts: Bildstock vor Sanierung
Die Restaurierung für das heutige Ergebnis wurde unlängst auf Initiative des Schützenzuges Völlan, welcher der Schützenkompanie Lana untersteht, gestartet und mit Unterstützung der Eigentümer, Familie Frei (Aichholzer) und Familie Karnutsch (Roemen), der Familie Frei (Kirchtaler), dem Südtiroler Schützenbund, dem Verschönerungsverein Völlan, dem Heimatschutzverein Lana, der Schützenkompanie Lana, des Amtes für Kunst und Denkmalpflege, der Raiffeisenkasse Lana, der Marktgemeinde Lana, der Stiftung Südtiroler Sparkasse sowie den Handwerkerfirmen Delta Bau KG des Alfred Lochmann, ThaKa d. Hubert Thaler und Rudolf Kaufmann, Karl Christanell und Hubert Mayr durchgeführt.
Eine abschließende Marende, die von den Hofbesitzern und dem Schützenzug Völlan vorbereitet wurde und zu der Fahnenleutnant Roman Kofler alle Anwesenden herzlich einlud, rundete die würdevolle Einweihungsfeier ab.
Text: Elfriede Zöggeler Gabrieli
Fotos: Schützenzug Völlan
Quellennachweis:
Fliri, Franz: Naturchronik von Tirol, Innsbruck 1998
Menghin, Oswald: Hausschmuck, Kreuze und Bildstöcke im Mittelgebirge von Tisens, Wien 1911
Museum Passeier: Gastbeitrag von Andreas Oberhofer 19.02.2015
Gewährspersonen:
Franz Frei, Aichholzerhof, Völlan
Familie Karnutsch, Roemenhof, Völlan
- Oswald Vienna, Altpfarrer von Völlan