St. Leonhard – Treffen der Schützenkompanie-AH und der Gebirgsjägervereinigung Burgau und Umgebung – Die Vereinigung wurde 1954 gegründet und hat rund 160 Mitglieder.
Seit vielen Jahren organisiert die Gebirgsjägervereinigung Burgau und Umgebung Treffen mit Südtiroler Schützenkompanien. Da sie stets ihren Vereinsurlaub an einem anderen Ort in Südtirol verbringt, nimmt sie der Wahl entsprechend, Kontakt mit der örtlichen Schützenkompanie, der Gemeindeverwaltung und der Pfarrei auf und organisiert gemeinsam mit Vertretern des Südtiroler Schützenbundes eine Heldengedenkfeier. Dieses Jahr stattete die Vereinigung der Schützenkompanie Andreas Hofer einen Besuch ab. Mit einem gemeinsamen Kameradschaftsabend am 24. Juni in St. Martin begann der erste persönliche Kontakt zwischen beiden Vereinen. Es wurde gesungen und gelacht bis in die späten Abendstunden.
Am Samstagabend, nach dem Einzug vom Raiffeisenplatz in die Pfarrkirche St. Leonhard, feierte Landesschützenkurat P. Christoph Waldner OT eine hl. Messe für die Gefallenen aller Kriege. Mit Klängen der Lierntner Böhmischen und Liedern erhielt der Gottesdienst einen besonders feierlichen Rahmen. Anschließend fand, in Anwesenheit von Bürgermeister Konrad Pfitscher und von Ehrenmajor und Obmann-Stellvertreter des Herz-Jesu-Bundes Hubert Straudi, für die Gefallenen vor dem Kriegerdenkmal am Eingang der Pfarrkirche eine Ehrung statt. Zu diesem Anlass kam neben der Gebirgsjägervereinigung Burgau und Umgebung unter der Leitung des Vorsitzenden Oberstabsfeldwebel Harald Wagner, auch die Abordnung des Südtiroler Schützenbundes mit der Bundesfahne in den Geburtsort Andreas Hofers. Der Bezirkskulturreferent und Ehrenmajor Josef Kaser des Schützenbezirks Brixen vertrat Bundesgeschäftsführer Florian von Ach.
Bürgermeister Konrad Pfitscher rief in seiner Gedenkrede die damalige Feindschaft in den Freiheitskriegen um 1809 zwischen Bayern und Tirolern in Erinnerung. „Wenn der Aufstand der Tiroler unter Andreas Hofer einen solchen Zulauf fand, lag es unter anderem an der Verwaltung Bayerns, zu dem Tirol seit 1806 gehörte. Diese war aufgeklärt und aus heutiger Sicht auch modern und hatte positive Ansätze, nahm aber keine Rücksicht auf Tiroler Bräuche und Sitten. Besonders aufgebracht aber waren die Tiroler darüber, dass ihre religiösen Bräuche verboten wurden wie der Wettersegen, die Prozessionen, die Rorate im Advent oder die nächtlichen Weihnachtsfeiern. “ „Erst nach der Napoleonischen Zeit kehrte langsam wieder Friede ein und die Bindungen und Freundschaft zwischen Tirolern und Bayern wurden enger und blieben es bis heute. Es ist aus heutiger Sicht kaum mehr nachvollziehbar, wie es zu diesem Gegensatz gekommen ist, obwohl wir eine gemeinsame Sprache, Kultur und Herkunft haben, denn die Bajuwaren waren es gewesen, die im sechsten Jahrhundert am Ende des Römischen Reiches die Bergtäler Tirols besiedelt hatten. Dies zeigt aber auch, dass Friede und Freundschaft nicht selbstverständlich sind, dass man sie schätzen und pflegen muss und dass das Friedensprojekt der Europäischen Gemeinschaft gerade für uns Südtiroler unverzichtbar ist. Nur durch diese bleiben wir mit unseren Freunden in Bayern, Deutschland und Österreich verbunden und verhindert, allein zu sein in einem fremden Staat.“
Josef Kaser sagte in seiner Gedenkrede: „Wenn man die Geschichte die letzten 100 Jahre zurück denkt, ist es fast ein kleines Wunder, dass deutsche Gebirgsjägermitglieder uns im geteilten Tirol besuchen, in dem wir Südtiroler einem Staate zugeschlagen wurden, den wir nicht wollten. Wir danken umso mehr, denn jeder Besuch von Freunden aus unserem Nachbarland Bayern ist für uns als deutsche Minderheit wichtig.“ „Besonders ausschlaggebend war, als im Mai 1915 Italien unserm damaligen Kaiser den Krieg erklärte, dass sich eure Vorfahren, das sog. Deutsche Alpenkorps, als Nachbarn besonders hilfreich erwiesen.“ „Hier am Kriegerdenkmal stehen die Namen von 97 gefallenen und vermissten Soldaten im 1. Weltkrieg. Von Männern in den besten Jahren allein aus St. Leonhard. 27 Jahre später kam der 2. Weltkrieg und wiederum sind aus eurem Dorf 35 Männer gefallen und vermisst.“ „Einmal verdienen es die Gefallenen und auch die Überlebenden, vor allem die Frauen daheim, welche die Not und das Elend der Kriegs- und Nachkriegsjahre miterleben mussten, dass ihre Erfahrungen nicht zu schnell vergessen werden, zum anderen leben wir in erfreulich friedlichen Zeiten. Wenn wir in guten Zeiten die schlechten vergessen, dann werden die schlechten wieder kommen. Darum gehe die Botschaft in alle Welt hinaus: ,Nie wieder Krieg’.“ Er schloss seine Rede mit den Worten: „Herr, lasse alle Verstorbenen und alle in den Kriegen Gefallenen ruhen in Frieden!“
Eine weitere Gedenkrede richtete der Vorsitzende der Gastvereinigung Harald Wagner an die Anwesenden. „Eine Gedenkfeier abhalten, erinnert an die schweren unmenschlichen Zeiten und das große Leid unserer gefallenen und vermissten Kameraden und Helden beider Weltkriege. Noch vor Ausbruch des 1. Weltkrieges lebten wir Deutsche mit Österreich/ Ungarn sowie mit Italien in einem sog. Dreierbund, der uns ein gegenseitiges Handelsabkommen und Frieden versprach. Mit dem Austritt Italiens aus dem Friedensbund, der bereits bis ins 17. Jh. zurückging, und dem Eintritt Italiens in den 1. Weltkrieg unter Drängen Englands, Frankreichs und Russlands, wurde damals bereits die Annektion der Südtiroler Gebiete besiegelt“. „Für uns Gebirgsjäger war dies auch die Geburtsstunde des Alpenkorps. Dieses neu aufgestellte Alpenkorps, das zusammen mit vielen Südtirolern in den Bergen gegen Italien kämpfte, entwickelte sich bis zum 2. Weltkrieg zu einer schlagkräftigen Truppe von 10 Divisionen und ca. 90.000 Soldaten. Zum Dank und zur Anerkennung für die große Unterstützung der Österreichischen Streitkräfte wurde den Soldaten des Alpenkorps das noch heute von uns getragene Edelweiß verliehen. Wir tragen es mit großem Stolz.“ Des Weiteren bemerkte Wagner: „Was uns bleibt, ist an unseren Sitten und Bräuchen fest zu halten und unsere gefallenen Kameraden nie zu vergessen.“ „Kameraden, die ihr für euer Vaterland in den Kriegen euer Leben lassen musstet, wir Gedenken heute an die verheerende Zeit der Kriege.“ Er beendete seine Rede mit dem Versprechen: „Wir werden euch niemals vergessen, in unseren Herzen seid ihr bei uns.“
Es folgten das Lied „Auf einem Jagergrab blühen keine Rosen, da blüht das Edelweiß“ gesungen von den Gebirgsjägermitgliedern Emil Vietz und Manfred Seeleuther, das Abfeuern der Ehrensalve durch die Ehrenformation der SK Andreas Hofer unter dem Kommando von Hauptmann Hans-Peter Auer und die Kranzniederlegung. Die Böhmische schloss die Feier mit den Musikstücken „Ich hatte einen Kameraden“, Bayernlied, Deutsche Hymne und „Zu Mantua in Banden“ ab.
Gemeinsam marschierten die Vereinsmitglieder zum Raiffeisenplatz und verbrachten den Rest des Abends bei Musik, Psairer Marende und Fußball.
Text / Fotos: Bernadette Pfeifer