BURGGRAFENAMT/EUROPA – In den vergangenen Monaten und Wochen beherrschte das Flüchtlingsthema die europäische wie die lokale Medienlandschaft. Die Regierungskoalition in Deutschland drohte wegen der Vorgehensweise bei der Absicherung der europäischen Außengrenzen sogar zu scheitern. Zuletzt stritt man sich darum, ob die Flüchtlinge in jenen Ländern bleiben müssen, in welchen sie um Asyl angesucht haben.
Aber nach wie vor scheint niemand ernsthaft die Ursachen dieser bereits über Jahre anhaltenden Völkerwanderung bekämpfen zu wollen, doch es ist immerhin ein kleiner Fortschritt, wenn einzelne Regierungen jetzt zugegeben haben, wo es bei der Flüchtlingspolitik im Argen liegt. Erkannt müssen sie es jedoch von Anfang an haben.
Ob Europa, Russland, Amerika oder China, es ist der nie beendete Kolonialismus der zivilisierten Welt, der das Gleichgewicht zwischen den Kontinenten ausgehebelt hat. Durch Profitgier werden immer noch die Meere leer gefischt, die Regenwälder abgeholzt und Raubbau an den Bodenschätzen betrieben. Und schließlich sichern sich die Großkonzerne und Multis ihre Privilegien dadurch ab, dass sie in den ausgebeuteten Ländern eine reiche Oberschicht oder Diktaturen am Leben erhalten, welche die eigene Bevölkerung in Schach haltet, ihr die Lebensgrundlagen entzieht und dadurch zum Verlassen ihrer Heimat zwingt. Oft mit Hilfe der Lieferung von Waffen an diese Statthalter, also auch ein Geschäftszweig, der den Industrieländern wiederum große Gewinne sichert.
Auf den Punkt gebracht ist es doch so: bevor man sich dazu aufrafft, diesen heutigen Kolonialismus und die Ausbeutung der Dritten Welt zu beenden, möchte man lieber versuchen, die Flüchtlingsströme in den Griff zu bekommen. Schließlich stehen die vielen Arbeitplätze der ausbeutenden Konzerne und der Waffenindustrie auf dem Spiel und auch die Spenden letzterer in die Kassen der politischen Parteien tragen dazu bei, dass diese „heiligen Kühe“ niemals geschlachtet werden.
Wer jedoch mit dieser „Katze beißt in den Schwanz – Politik“ nicht einverstanden ist, wird als Populist, Rechtsradikaler oder Ewiggestriger abgestempelt. Eine sachorientierte Diskussion wird nicht zugelassen. Und doch wächst in der Bevölkerung die Unzufriedenheit mit dieser Art von Politik, eine Unzufriedenheit die immer häufiger im Verhalten bei politischen Wahlen zum Ausdruck gebracht wird.
Es stimmt aber auch, dass es im Parteienspektrum so genannte „Trittbrettfahrer“ gibt, die sich die Unzufriedenheit der Leute zu Nutze machen, um selbst an die Schalthebel der Macht zu gelangen. Die Anliegen und Befürchtungen der Bürger sind ihnen letztendlich jedoch egal. Deshalb ist es höchst an der Zeit, dass bei allen demokratisch gesinnten Volksvertretern in der Flüchtlingsfrage ein Umdenken stattfindet und sie endlich beginnen, die wirklichen Ursachen durch geeignete Maßnahmen zu bekämpfen. Sonst wird die berühmte Mahnung von Michail Gorbatschow Wirklichkeit, der einst gesagt hat: „Wer zu spät kommt, bestraft das Leben.“
Hptm. Stefan Gutweniger