Kommentar
von Andreas Pixner
In den letzten Wochen dominiert ein Thema die lokale Berichterstattung: Die italienische Ver-fassungsreform und die Schutzklausel für Südtirol, bzw. für die ganze Region Trentino-Südtirol. Altmandatare sorgen sich um den Verlust von Garantien und Kompetenzen im Autonomiestatut. Vielleicht trauen sie der teilweise neuen Führung in Südtirol auch nicht zu, es mit den erfahrenen Füchsen in Rom aufzunehmen?
Die Wahrheit wird sich, wie so oft, irgendwo in der Mitte finden lassen. Die immer wieder kehrenden Polemiken zwischen Bozen und Rom, und dem damit verbundenen Aufruf „zommholten“, lassen auch Vergleiche mit dem Sport zu. Dem Fußball zum Beispiel, wo sich mir doch einige Fragen stellen:
Wird eine Mannschaft mit vollem Einsatz spielen, wenn nur zwei Spieler in die Taktik eingewiesen werden und sie bestimmen? Sind wir Südtiroler über die Inhalte der ständigen Abkommen zwischen Bozen und Rom in-formiert? Abkommen, die zwar als große Errungenschaft gefeiert werden, aber die nicht einmal ein gewöhnlicher Landtagsabgeordneter genau kennt?
Wird eine Mannschaft je den Aufstieg in eine nächsthöhere Liga schaffen, wenn sie nur darauf bedacht ist, defensiv zu verteidigen, mit dem Ziel die Liga zu halten? – Seit dem 2. Autonomiestatut haben wir zwar einige Möglichkeiten genutzt zu agieren, aber die entscheidenden Tore zum Aufstieg in die Selbstständigkeit des Landes sind nicht gewagt worden. Oder fehlten nur die entscheidenden Stürmer?
Nur wem im Profifußball ein Spitzen-Vertrag mit astronomisch hohen Summen angeboten wird, kehrt seinem Klub den Rücken und wechselt den Verein – obwohl das Herz oft weiterhin für den Heimatklub schlägt.
Haben unserer Polit-Spieler auch einen solchen Transfer getätigt? Die Gehälter in der italienischen Politik sind sicher sehr verlockend, zudem sind sie jetzt noch mit einer besonderen Schutzklausel für die Vertreter einer Minderheit gesichert.
Stimmen unsere Vertreter vielleicht deshalb so brav mit der jeweiligen römischen Regierung ab?
Um aber beim Fußball zu bleiben, schlage ich vor, dass wir uns wieder mehr dem Kurzpass-Spiel widmen, wo bekanntlich jede, und jeder oft an den Ball kommt. Es schließt alle in die Mannschaft mit ein und verhindert, dass das Mittelfeld mit langen Bällen überbrückt wird und das ganze Spiel von zwei Personen bestimmt wird.
Und auch wenn es um die Unabhängigkeit unseres Landes geht, müssen wir möglichst alle in das Geschehen einbinden, denn nur so können gelingende Kombinationen verwirklicht werden. Nehmen wir die Bälle an und schaffen wir es – mit vielen Ideen und allen Menschen die bei uns leben – das dafür nötige Kurzpass-Spiel zu verfeinern!
Am Ende muss nicht immer der eine Stürmer das entscheidende Tor schießen, denn wenn der Aufstieg in die Selbständigkeit unseres Landes geschafft wird, dann wird es bestimmt viele Stürmer geben, vielleicht auch den, der jetzt noch stur auf der Innenverteidigung spielt. Aber die Mannschaft ist für jeden offen, also lasst uns mit dem gemeinsamen Aufstieg in die Unabhängigkeit beginnen – jeden Tag und jeder mit seinem Beitrag!