FOLGARIA/VIELGEREUTH Aus allen Teilen Tirols sind am Samstag über 30 Nachfolgekompanien jener Standschützen-baone und -kompanien zusammen gekommen, welche im Mai 1915 auf der Hochfläche von Folgaria im Kriegseinsatz standen. Rund 400 Schützen und Marketenderinnen feierten am Monte Durer einen Gedächtnisgottesdienst, bevor sie sich in mehreren Gruppen auf den Weg zu den insgesamt 11 Gedenkkreuzen machten, die in den vergangenen Wochen auf der einst heiß umkämpften Hochfläche errichtet worden sind.
Ortspfarrer Don Gabriele Bernardi und Landeskurat P. Christoph Waldner OT zelebrierten gemeinsam den zweisprachigen Gottesdienst, der von der Musikkapelle Folgaria und einer Welschtiroler Ehrenformation, unter dem Kommando von Hptm. Enzo Cestari, feierlich umrahmt wurde. In seiner Predigt ging Pfarrer Bernardi auf das unsägliche Leid der Soldaten und die Not und Trauer der Hinterbliebenen ein. Auch in den Fürbitten die von Vertretern aus den drei Landesteilen vorgebracht wurden, stand die Bitte um Frieden und Gerechtigkeit im Vordergrund. Unter den 34 Fahnen, die sich beim Hochgebet und der Hl. Wandlung senkten, befanden sich auch einige originale Standschützenfahnen die im Ersten Weltkrieg im Felde standen und bereits bei den damaligen Feldmessen gesenkt worden sind.
Im Anschluss an den Gedenkgottesdienst begrüßte der Welschtiroler Landeskommandant Mjr. Paolo Dalprá die Anwesenden aller Tiroler Schützenbünde, bevor Viertelkommandant Mjr. Hans Steiner an die Situation Tirols beim Kriegsausbruch vor 100 Jahren erinnerte und den Einsatz der Standschützen auf diesem ehemaligen Frontabschnitt würdigte. „Lachen kann von uns keiner mehr“ zitierte Steiner aus einem Brief, den ein Standschütze damals nach Hause schrieb.
Dass neben den Standschützen auch freiwillige Verbände aus der ehemaligen Monarchie zur Verteidigung Tirols ausrückten, bezeugte die Anwesenheit einer Abordnung der freiwilligen Schützen von Oberösterreich. Gerhard Utz, Oberstleutnant des Traditionsvereins „k.k. Landwehrinfanterieregiments Linz Nr.2“, zeichnete kurz den Gefechtskalender der Oberösterreicher nach, die im Frühjahr 1916 auf die Hochfläche von Folgaria verlegt wurden. Auf die europäische und globale Dimension des Ersten Weltkrieges ging der Burggräfler Bezirksmajor Andreas Leiter Reber ein. 17 Mio Soldaten hätten im Ersten Weltkrieg den Tod gefunden und rund 20 Mio Menschen seien verletzt worden und für ihre Lebzeit körperlich und seelisch gezeichnet geblieben.
„Allein für Österreich-Ungarn standen 12 Volks- und Sprachgruppen unter derselben Flagge, hinzu seien das verbündete Deutsche Reich, das Königreich Bulgarien und das Osmanische Reich, wiederum samt ihren zahlreichen Minderheiten, zu zählen.“
Trotz der Gnade des Friedens und des wirtschaftlichen Wohlstands in ganz Tirol, seien wir Tiroler Zeugen dafür, dass der Ausgang des Ersten Weltkriegs Tag für Tag unser Leben bestimme, so der Burggräfler Bezirksmajor, für welchen die Demokratie und die Meinungsfreiheit den größten Reichtum unserer Zeit darstellt: „Es liegt also an uns, und nicht am Ausgang des Krieges vor 100 Jahren und es liegt auch nicht zwingend an Italien oder an Österreich, ob und wie wir Tiroler unsere Gegenwart und unsere Zukunft gestalten.“
Im gemeinsamen Gebet und einer Ehrensalve wurde der gefallenen Standschützen gedacht und zu den Klängen des „Guten Kameraden“ legten die höchstanwesenden Schützen-offiziere einen Kranz beim neuen Standschützen-Gedenkkreuz nieder. Mit der Tiroler Landeshymne und der Europahymne endete die gemeinsame Gedenkfeier. An der Feier nahmen auch der Nationalratsabgeordnete Dr. Werner Neubauer, der Bundesgeschäftsführer des WTSB Mjr. Federico Masera, die Südtiroler Bezirksmajore Lorenz Puff (Bozen), Rudolf Lanz (südl.Wipptal), der Bezirksobmann des Heimatpflegeverbandes Burggrafenamt Georg Hörwarter und zahlreiche Baons-kommandanten und Ehrenoffiziere aus ganz Tirol teil.
Im Anschluss an die gemeinsame Gedenkfeier begaben sich die Kompanien zu den weiteren 10 Stahlkreuzen, die im diesjährigen Gedenkjahr auf der Hochfläche von Folgaria errichtet worden sind. Im Rahmen einer kleinen Andacht wurden an den Kreuzen die Namen der Gefallenen verlesen und die Schützen und Marketenderinnen legten Gedächtnissteine nieder, die sie aus ihren Heimatgemeinden mitgebracht haben.
Weitere Eindrücke der Gedenkfeier am Monte Durer:
Mein Großvater Alois Ortner
ist dort gefallen
Gibt es einen Nachweis in den Gefallenenarchiven?
Da müssten Sie beim Schwarzen Kreuz nachragen, sie können Ihnen bestimmt weiterhelfen.