Neue Böllerkanone und Blumenhörner der Waltner Schützen gesegnet
Bernadette Pfeifer
ST. LEONHARD in Passeier/WALTEN/WANS Die Prozession von Walten nach Wans ist eines der traditionsreichsten Feste der Pfarrgemeinde von Walten und brachte bereits am frühen Morgen das ganze Dorf auf die Beine. Festlich geschmückte Häuser und wehende Tiroler Fahnen kündigten schon von Weitem einen besonderen Tag an.
Die Schützenkompanie Mj. Georg Klotz – Walten nahm das jährliche Patroziniumfest des Hl. Johannes von Nepomuk in Wans zum Anlass, für die Böllerkanone und die Blumenhörner den kirchlichen Segen herabrufen zu lassen.
Bei herrlichem Sommerwetter, begleitet von den Klängen der Musikkapelle Walten, zog die Kirchengemeinde des 400 Seelendorfes Walten oberhalb von St. Leonhard in Passeier, in einer feierlichen Prozession durch die duftenden Bergwiesen und entlang des Waltner Baches zum Kirchlein von Wans, welches dem hl. Johannes von Nepomuk geweiht ist. Die Hohe Geistlichkeit mit dem Allerheiligsten, die Ministranten/innen, die blumenstreuenden Erstkommunikanten, die Schützenkompanie Mj. Georg Klotz, gemeinsam mit Kameraden der Schützenkompanien von St. Leonhard und St. Martin, die Statuenträger/innen, die Abordnung der Feuerwehr und viele Gläubigen aus der Umgebung formierten sich zu einem langen Zug. Vier Evangelien wurden auf dem gut 3 km langen Fußweg gehalten.
Höhepunkt, neben dem 4. Evangelium bei der Grueberbrücke, waren die Ehrensalve der Schützen, der Bachsegen und das Bergen des hl. Johannes aus dem Bachbett. Auf einer Trage wurde der Heilige von je zwei Mitgliedern der Musikkapelle und der Schützen, zu „seinem“ Kirchlein gebracht. Pfarrer P. Christian Stuefer OT feierte zu Ehren des Brückenheiligen beim Wanser Kirchlein einen festlichen Feldgottesdienst.
Im Anschluss daran wurden von P. Christian die neuen Blumenhörner und die mit Alpenrosen geschmückte Böllerkanone der Schützen-kompanie „Major Georg Klotz“ Walten gesegnet, mit der bereits während der Prozession der Ehrensalut abgefeuert wurde.
In den Aufzeichnungen des Südtiroler Volkskundlers Karl Felix Wolff kann man über die Johanni-Prozession folgendes lesen:
„Das Dorf war festlich geschmückt, denn zum „Johannifest“ kamen die Leute aus dem ganzen Tale zusammen. Dieses Fest wird kaum in der Welt so originell gefeiert, wie in diesem abgelegenem Dörflein“. „Etwas spät hatten wir uns in die Schlafkammern zurückgezogen, nachdem wir eine erkleckliche Anzahl von Litern roten Etschtalers getrunken hatten. Nebenher hielten die Sänger Probe für die morgige Prozession und ganz unmerklich waren die Leute von den kirchlichen Gesängen in sehr weltliche Lieder und Vierzeiler hinübergeraten.“ Weiteres steht geschrieben: „Erschrocken fuhr ich in meinem Bett in die Höhe, als der Morgen dämmerte, kaum unter den Fensterluken meiner Kammer die Pöller krachten, daß das ganze Haus erzitterte.“ „Zwanzig Minuten entfernt vom Dörfchen steht eine Kapelle, einsam und verlassen gewöhnlich, heute aber festlich geschmückt mit Tannen- und Fichtenzweigen. Auf den mächtigen Felsblöcken oberhalb krachten die Pöller, die kleinen Glöckchen im Turme bimmelten und schon hörte man den Gesang des bäuerlichen Kirchenchores. Fahnen in heiteren fröhlichen Farben flatterten im Winde und der Wirt, mit gezogenen Säbel und grimmigen Gesicht, führte eine Schützenkompanie von 18 Mann. Der Hauptmann kommandierte indessen: Halt Mander! Jetz stellt’s enk den Zaun entlang auf, und du, Schneider-Jörg, daß d’mir dein Schnatter (Gewehr) nit laden tuest, wenn’s Kummandi kummt zon der Generaldescharsch ,ladet’! Du verschandelst die ganz‘ Kumpanie, weil d’allwegs an Vaterunser lang zu spat abdrucken tuast.“
Seitdem im Jahre 1822 das Wanser Kirchlein dem Hl. Johannes von Nepomuk geweiht wurde, ist es Brauch, den Festtag des Brückenheiligen auf diese feierliche Art und Weise zu begehen.