Nun wurde abermals bestätigt: in der Politik geht es primär um Macht, Posten und Geld. Dies spielt sich nicht nur auf der europäischen und der nationalen Ebene so ab, sondern auch im kleinen Land Südtirol, seitdem es nach den Landtagswahlen im heurigen Herbst jetzt konkrete Koalitionsverhandlungen zwischen SVP, Fratelli d´Italia, Freiheitliche, Lega und Civica gibt.
Dass die SVP als stimmenstärkste und damit federführende Partei mit der Nachfolgepartei des faschistischen MSI bzw. der faschistischen Alleanza Nazionale ein Regierungsbündnis eingehen will, ist ein riesiger Skandal. Und das Argument, man müsse mit dieser faschistischen Regierungspartei in Rom zusammenarbeiten, um verlorengegangene Autonomiebestimmungen zurückzuholen, ist die politische Bankrotterklärung schlechthin, weil man damit auch festschreibt, dass man in Zukunft immer zu der Richtung halten muss, die in Rom gerade an der Macht ist und das Sagen hat. Heute sind es die Fratelli und morgen wieder die Linken. Das ist nichts anderes als eine „Windfahnl-Politik“.
Viele Südtirolerinnen und Südtiroler werden sich angesichts dieser politischen Entwicklung denken, dass alles null zählt, was sie bisher aus der Landesgeschichte gelernt haben. Denn wenn man mit den Fratelli d´Italia und ihrer Sorella Meloni einen Pakt schließt, dann vergisst man die faschistischen Unterdrückungs- und Italienisierungsmaßnahmen in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg, dann vergisst man die Option und ihre verheerenden Folgen, dann vergisst man die Sechziger Jahre und den Blutzoll und das Schicksal der damaligen Aktivisten und man vergisst auch das Ringen um die Autonomie von Silvius Magnago und Alfons Benedikter.
Und Herr Kompatscher und Herr Achammer schauen auch nicht genau hin, mit wem sie es hier zu tun haben. In dieser Partei Fratelli d´Italia befinden sich immer noch Anhänger und Verehrer des Duce Benito Mussolini, einer der größten Kriegsverbrecher und Totengräber Südtirols. Heute noch pilgern sie zu seiner Krypta nach Predappio, um dort vor seiner Bahre die Hand zum Römischen Gruß zu erheben. Was kann da mit diesen Leuten – außer leere Versprechungen und einer weiteren Einschränkung der Autonomie – schon herausschauen?
Und die Freiheitlichen? Ja glauben die Blauen wirklich, dass man in dieser Koalition die Ziele Sezession von Italien und Freistaat Südtirol vorantreiben kann? Ist der Posten eines Landesrates oder einer Landesrätin es wirklich wert, diese Ziele aufzugeben?
Zumindest sollte diese Koalition mit den Postfaschisten für jeden Schützen und jeder Marketenderin, die sich parteipolitisch bei SVP und Freiheitlichen beheimatet fühlen, ein Gräuel sein. Hier zuzustimmen wäre ein Verrat an allen Kameraden, die für die Heimat gekämpft bzw. ihr Leben gelassen haben. Und man wäre dann auch bei den Gedenkveranstaltungen für Kerschbaumer, Höfler, Klotz, Amplatz, Gostner fehl am Platze.
„Qui tacet, consentire videtur“ Wer schweigt, scheint zuzustimmen. Und wir Burggräfler Schützen und Marketenderinnen werden nicht schweigen und sagen, dass diese Koalition mit den Postfaschisten nicht zustande kommen darf.
Ich bin durchaus der Meinung des Kommentarschreibers, der die Argumente gegen die neue Regierung in Italien brillant aufgezeigt hat. Aus meiner E-Mail-Adresse läßt sich erkennen, wann ich geboren bin. Für unsere Familie galt immer „nie wieder….“. Seit den Pegida-Demos in Ostdeutschland leide ich darunter, dass sich in Deutschland wieder die Nazis breitmachen. Explizit am Tag des Mauerfalls habe ich genau das vorausgesagt, was nun in Deutschland geschieht. Ich hatte Verwandte aus Thüringen, die zeitweise in den Westen durften und sich dann in unserer Familie damals – vor dem Mauerfall – schon über die vielen Ausländer in Köln, Koblenz und Düsseldorf äußerten. Im gleichen Atemzug auch sagten, dass sie so gerne einmal nach Mallorca, Frankreich etc. reisen würden. Nach dem Mauerfall stellte sich heraus, dass diese Verwandten zu den IM gehörten.
Die Euphorie im Westen nach dem Mauerfall war so groß, dass Warnungen in den Wind geschlagen wurden. Die CDU glaubte und glaubt noch immer, bestimmte Wähler wieder zu sich heranziehen zu können. Merkel hat nie begriffen, was sich wirklich in den ostdeutschen Ländern abspielte und die CSU hat jahrzehntelang geschlafen, denn sonst hätten sich die Reichsbürger dort nicht so etablieren können.
Ich komme seit 45 Jahren nach Südtirol. Ich war fasziniert von der Haltung der Südtiroler in jeglicher Beziehung und bin es eigentlich noch. Die ersten Anzeichen einer Hinwendung zum fachistischen Denken ist mir das erste Mal vor wenigen Jahren in Schenna aufgefallen, als sich ein kleiner Stand der Nazis vor dem Supermarkt aufbaute während eines Herbstfestes. Frühjahr und Herbst sind wir immer in Südtirol. Wir begrüßen die Arbeit von Pur Südtirol, die Rote Hahn-Initiativen seit langem, überhaupt die Arbeit der Bauern zur natürlichen Erhaltung der Natur. Auch einige Winzer haben sich dem verschrieben. Großartig auch die Erhaltung der Kultur, z.B. die romanischen Kirchen und anderes. Das geht nur, wenn sich die Bevölkerung – speziell die junge heranwachsende Bevölkerung – nicht vom Glauben bzw. dem moralischen, sozialen Denken abwendet, so wie das in Deutschland geschehen ist und geschieht und speziell in der DDR, in der es heute noch die „Jugendweihe“ gibt. Ich bin kein potentieller Kirchgänger und sehe Handlungen der kirchlichen Institutionen in der heutigen Zeit sehr kritisch. Aber es gibt auch sehr viel Gutes, was von kirchlichen Institutionen – egal katholisch oder evangelisch – geleistet wird, vor allem von den Ehrenamtlichen.
Ich hoffe sehr, dass sich alle Südtiroler, die sich nicht von den raffinierten und hinterhältigen Parolen der Nazis bzw. Fachisten beeindrucken lassen, wieder durchsetzen und die große Welle dieser Parteien in den verschiedensten europäischen Ländern wieder abflauen wird. Doch dafür braucht man mutige und sehr kluge Köpfe bei den Regierungen. Ja, Geld regiert die Welt und lässt sogar die Linken strahlende Augen hervorrufen.
Südtiroler, haltet durch !!! Lasst euch nicht von euren unmittelbaren Nachbarn negativ beeinflussen.
Herzliche Grüße Renate Vogt.
Ich freue mich schon auf meine Ferien ab Mitte September wieder in Südtirol zu sein.