Blickwinkel

NACHGEFRAGT…


Bürgermeister Ulrich Gamper
Gemeinde Proveis am Deutschnonsberg

 

Ulrich Gamper (Foto Schützenkompanie Proveis) (2)
Ulrich Gamper wurde am 1. Juli 1961 in Cles (TN) geboren. Als jüngstes Kind wuchs er mit seinen fünf Geschwistern auf dem elterlichen Mittelfaidenhof in Proveis auf. Nach dem Besuch der Volksschule in Proveis besuchte er die Mittelschule im Gamperheim in Meran und anschließend die dortige Lehrerbildungsanstalt. Im Jahre 1979 begann er die Lehrtätigkeit als Grundschullehrer in Lana. Weitere Stationen in seinem Lehrerberuf waren Graun oberhalb von Kurtatsch, Bozen, Signat auf dem Ritten, Proveis, St. Felix und wieder Proveis. Seit den 1990iger Jahren brachte er sich mehr und mehr in das Dorfleben ein und übernahm vermehrt Verantwortung in den verschiedenen Vereinen. Seit dem Jahre 2010 ist Ulrich Gamper Bürgermeister der Gemeinde Proveis.

BG Online: Herr Bürgermeister, was bedeutet für Sie „Freiheit“?
Ulrich Gamper: Jeder Mensch sehnt sich nach Freiheit, die es ihm erlaubt, sein Leben so zu gestalten, wie er es gerne möchte. Das Wort Freiheit kann meines Erachtens auf zweierlei Arten ausgelegt werden: 1. frei sein von etwas und 2. frei sein für etwas. Das höhere Ziel der Freiheit ist wohl jene Freiheit, für etwas frei zu sein. Dieser Art von Freiheit geht ein länger anhaltender Prozess voraus, der wohl mit der Reife und der Lebenserfahrung eines Menschen zu tun hat und ihm das Tor zur ehrlichen und bewussten Entscheidungsfindung öffnet.
Vielen Menschen und Völkern auf der Welt wird heutzutage leider immer noch die Freiheit zur freien Meinungsäußerung verwehrt.

„BG“: Welche Persönlichkeit beeindruckt Sie?
Auf der Weltbühne gab und gibt es viele große Persönlichkeiten. Mahatma Gandhi und Papst Johannes Paul II. gelang es im letzten Jahrhundert durch ihre Beharrlichkeit, ihre Ausdauer und ihre Überzeugung scheinbar unlösbare Konflikte und Barrieren zu überwinden und die Welt ohne Waffengewalt zu verändern.
Auch unser Altlandeshauptmann Dr. Luis Durnwalder beeindruckt mich sehr. Mit seiner Zielstrebigkeit, seinem Durchsetzungsvermögen, seiner Durchschlagskraft und mit seinem unermüdlichen Einsatz hat er viel für unser Land getan und erreicht. In seiner politischen Laufbahn hat er sich stets mit einem außergewöhnlichen Scharfsinn und einer sehr hoher Entscheidungskompetenz bewiesen. Diese Leistung muss erst einmal jemand erbringen.
Meinen Amtsvorgängern Franz Mitterer, Arch. Robert Gamper und Sebastian Mairhofer zolle ich ebenfalls meine höchste Anerkennung und meinen Respekt. Alle drei haben mit all ihrer Kraft zum Wohle für Proveis gearbeitet und die Gemeinde zu dem gemacht, was sie heute ist. Viele Besucher von auswärts sind immer wieder erstaunt über die harmonische Gestaltung unseres Dorfbildes und über das gute Angebot an Dienstleistungen.

„BG“: …Ihre Lebensweisheit:
„Respekt den anderen gegenüber und mutig meinen Weg gehen!“ Nur mit Respekt, Offenheit, Ehrlichkeit, Zuversicht, Beharrlichkeit und der nötigen Überzeugung kommt man im Leben weiter. Dazu braucht es auch den entsprechenden Mut, Herausforderungen anzunehmen.

„BG“: Was verstehen Sie unter der Tiroler Landeseinheit?
Die Abtrennung Südtirols von Nordtirol und vom Vaterland Österreich nach dem ersten Weltkrieg war und ist mir immer noch ein Dorn im Auge. Sie fußt auf eine Entscheidung, die ohne die Einbeziehung der Südtiroler getroffen wurde. Unser Altlandeshauptmann Silvius Magnago war seiner Zeit weit voraus. Mit all seiner Kraft kämpfte er über Jahrzehnte für die Autonomie, weil er für Südtirol keine bessere Lösung sah. Mit dem Paket zum zweiten Autonomiestatut hat er in der Selbstverwaltung Südtirols einen Meilenstein gesetzt.
Im Zuge der europäischen Einigung sind die Grenzen zu den anderen EU-Ländern und somit auch zu Österreich ziemlich aufgeweicht. Für die zwei getrennten Teile Tirols bedeutet dies, dass die Landeseinheit auch staatenübergreifend funktionieren kann und soll. Das politische Ziel der nächsten Jahrzehnte muss der Ausbau der Europaregion Tirol sein. Als Vorbild eines friedlichen Zusammenlebens zwischen verschiedenen Volksgruppen kann dieses Modell für viele Grenzregionen der Welt hergenommen werden.
Zur Entfaltung seiner eigenen Identität braucht jeder seine eigenen Wurzeln, auf die er zurückgreifen kann. Erst wenn man weiß woher man kommt, kann man sich für Neues öffnen und entscheiden wohin man will. In diesem Sinne soll die Landeseinheit Tirols diesseits und jenseits des Brenners gepflegt und ausgebaut werden.

„BG“: Wovon träumt ein Bürgermeister?
Jedem Bürgermeister muss es in erster Linie um das Gemeinwohl in der Gemeinde und um das Wohlergehen seiner Mitbürger/Innen gehen. Dafür gilt es Projekte auf den Weg zu bringen, die eine Gemeinde in wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Hinsicht weiterbringen. Dazu bedarf es der Unterstützung der Jugend, damit sich diese im eigenen Ort wohlfühlt, sich im gesellschaftlichen Leben einbringen kann, sich in der eigenen Gemeinde eine Existenz aufbauen kann und die Heimat als lebenswert schätzen und lieben lernt. Je nach Möglichkeit wünscht sich ein Bürgermeister für seine Mitbürger/Innen einen Arbeitsplatz vor Ort, zeitgemäße Wohnmöglichkeiten, eine angemessene medizinische Versorgung, ein entsprechendes Angebot in der Nahversorgung und passende Strukturen zur Freizeitgestaltung.

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