BOZEN – Der Südtiroler Schützenbund gedachte am Sonntag, den 1. Oktober in einer beeindruckenden Veranstaltung am Landhausplatz in Bozen, der „Lex Gentile“, die vor genau 100 Jahren die muttersprachliche Schule in Südtirol verboten hatte. In den Mittelpunkt der Veranstaltung stellte der Schützenbund jene Katakombenlehrer, die ihr Leben in selbstlosem Einsatz der Vermittlung der Muttersprache widmeten und die auch heute noch Vorbild seien.
Vor allem junge Mädchen nahmen sich der Sache an. Mitten aus dem Leben gerissen übernahmen sie Verantwortung und lehrten unter großer Gefahr den Kindern in den Katakombenschulen ihre Muttersprache. Wir wollen sie nicht vergessen und uns ihres Einsatzes erinnern! Es ist uns als Südtiroler Schützenbund wichtig, an dieses Datum und den damit zusammenhängenden Einsatz in der Katakombenschule zu erinnern. Gerade in den aktuellen Diskussionen ist es wichtiger denn je, einen Blick zurück zu werfen und uns den aufopferungsvollen Einsatz der Katakombenlehrer ins Bewusstsein zu rufen. Blicken wir einerseits zurück in dieses dunkle Kapitel unserer Geschichte und würdigen wir gleichzeitig auch den vorbildlichen und aufopferungsvollen Einsatz unserer Vorfahren, welche sich gegen einen weiteren schweren Schlag gegen unsere Identität und Sprache zur Wehr gesetzt haben“ hielt Kulturreferent Major Martin Robatscher fest.
Der Schützenbund wählte nach der Gedenkveranstaltung am 1. Oktober 2022 zu „100 Jahre Marsch auf Bozen“ bewusst die Form eines stillen Gedenkens, weil der Widerstand der Katakombenschule ein lautloser, aber umso eindrucksvollerer war. Am 1. Oktober 1923 beendete das Königliche Dekret 2185, die so genannte „Lex Gentile“ die deutsche Schule in Südtirol und beraubte die Südtiroler folglich ihrer elementaren Rechte. Über 16 Jahre lang war den Südtirolern ihr muttersprachlicher Unterricht verwehrt worden.
Um ein kräftiges Zeichen zu setzen, wurde der Landhausplatz in Bozen in ein Lichtermeer versetzt. Jede Schützenkompanie entzündete eine Kerze für je eine Katakombenlehrerin bzw. einen Katakombenlehrer vor der Tafel, die alle über 500 Beteiligten am Katamkombenunterricht anführte. Damit wählte der Schützenbund ein stilles und zugleich kräftiges Zeichen, vor allem aber eine Ehrerweisung gegenüber jenen jungen Südtirolern, die Sanktionen, Verfolgung und Freiheitsberaubung in Kauf nahmen, um die deutsche Sprache in Südtirol zu erhalten.
Die Begrüßung der Teilnehmer wurde durch Landeskommandant Roland Seppi und die historische Einordnung durch Kulturreferent Martin Robatscher durchgeführt. Der stellvertretende Landeskommandant Christoph Schmid trug das Manifest vor.
Blicken wir einerseits mit Demut und Dankbarkeit zurück und seien wir diesen fast 500 Lehrkräften, mit ihrem selbstlosen Einsatz ganz einfach dankbar. Dieser schmutzigen Epoche gebührt ein Mahnmal und den heldenhaften Lehrern in den Katakombenschulen, ein Denkmal, mitten in Bozen. Für dessen Errichtung sollen sich alle Parteien und alle drei Volksgruppen gemeinsam einsetzen! Dieses Anliegen gehört in das nächste Koalitionsabkommen. Einen weiteren Wunsch für die nähere Zukunft möchte ich hier deponieren. Heute sind es nicht nur mehr boshaft gesteuerte Gefahren, denen wir entgegentreten müssen. Schleichende und mit viel Geschick eingefädelte Unterwanderung, sowie oft auch eigene Sorglosigkeit in unserer deutschen Schule, sind eine dauerhafte Gefahr. Daher wünsche ich mir von der Politik unserer Volksgruppe ein achtsames Auge. Stärkt und investiert in unsere Schulen, indem ihr auch unsere Lehrer stärkt. Mit allen pädagogischen, materiellen und finanziellen Mitteln“ untermauerte Landeskommandant Roland Seppi die Haltung des Schützenbundes.